Gesellschaft für Sozial- und Wirtschafts-Geschichte

Prof. Dr. Friedrich Lütge (1901–1968)
Gründungsvorsitzender der GSWG

Der Gründungsvorsitzende der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (GSWG) war der Agrarhistoriker Friedrich Lütge. Er wurde am 21. Oktober 1901 in Wernigerode (Harz) geboren. Er studierte Nationalökonomie und Geschichte in Freiburg im Breisgau, in Marburg und Jena, wo er 1924 zum Dr. rer. pol. und 1928 zum Dr. phil. promoviert wurde. Ende der 1920er Jahre war Lütge zunächst im Verlagswesen tätig, u. a. als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Verlagshaus Gustav Fischer in Jena. 1934 erschien Lütges Arbeit über „Die mitteldeutsche Grundherrschaft. Untersuchungen über die bäuerlichen Verhältnisse (Agrarverfassung) Mitteldeutschlands im 16.-18. Jahrhundert“, welche den Markstein für seine spätere agrarhistorische Forschungsausrichtung bildete.

Nach seiner Habilitation in Jena war Lütge 1937 zunächst Dozent für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeschichte (Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät) in Jena, ab 1940 (anfangs außerordentlicher, ab 1943 ordentlicher) Professor an der Handelshochschule Leipzig. Zugleich war er Direktor des Institutes für Wohnungs- und Siedlungswirtschaft. Nach Kriegsende wurde Lütge zum Direktor der Hochschule für Wirtschaftswissenschaften (zuvor Handelshochschule) in Leipzig ernannt.

Nach dem Beschluss von September 1945, die Hochschule als Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in die Universität Leipzig einzugliedern, wurde Lütge Dekan der Fakultät. Anfang 1947 folgte er einem Ruf an die Ludwig-Maximilians-Universität München und übernahm dort den Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte und Volkswirtschaftslehre sowie die Leitung des Seminars für Wirtschaftsgeschichte.

Lütges Hauptwerk, die „Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“ (1952 erstmals erschienen), fand weite Verbreitung. Die Etablierung des Faches Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an deutschen Hochschulen, besonders die Positionierung des Faches in den philosophischen Fakultäten als Alternative zur Geschichtsauffassung des historischen Materialismus, war unter anderem Lütges großes Verdienst. Friedrich Lütge starb am 25. August 1968 in München.

Lütge war (seit 1957 alleiniger) Herausgeber der „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik“, ordentliches Mitglied der „Bayerischen Akademie der Wissenschaften“ (seit 1955) sowie korr. Mitglied der „Flämischen Akademie der Wissenschaften Brüssel“ (seit 1966).

Von 1961 bis zu seinem Tod 1968 war er Vorsitzender der GSWG.
  

Literatur:

Jörg Rode: Die Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (1961–1998) (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte 84). Stuttgart 1998.

Wolfgang Zorn: Friedrich Lütge als Sozial- und Wirtschaftshistoriker, in: VSWG 55 (1968), S. 427–432.

Ders.: Art. „Lütge“, in: NDB, Bd. 15, S. 476–477.
  

Foto:

Wilhelm Abel et al. (Hg.): Wirtschaft, Geschichte und Wirtschaftsgeschichte. Festschrift zum 65. Geburtstag von Friedrich Lütge, Stuttgart 1966. Umschlaginnenseite.